Rewilding vs. Naturschutz

Rewilding vs. Naturschutz

Beim Rewilding spielt die Rückführung von ehemals kultiviertem Land in einen natürlicheren, wilderen Zustand eine zentrale Rolle – ein Aspekt, der es deutlich vom klassischen Naturschutz unterscheidet.

Rewilding und klassischer Naturschutz sind zwei Ansätze zum Schutz und zur Wiederherstellung von Ökosystemen, die sich in wesentlichen Punkten unterscheiden und jeweils eigene Vorteile bieten. Während der klassische Naturschutz oft auf den Schutz einzelner Arten oder Lebensräume fokussiert und versucht, bestimmte Zustände oder Artengemeinschaften zu erhalten oder wiederherzustellen, zielt Rewilding darauf ab, natürliche Prozesse und Dynamiken in ganzen Ökosystemen wiederherzustellen.
Ein Hauptunterschied liegt in der Zielsetzung und im Ansatz: Der klassische Naturschutz beinhaltet häufig aktives Management und Eingriffe, wohingegen Rewilding der Natur mehr Freiraum zur Selbstregulation lässt. Dies ermöglicht eine natürlichere Entwicklung von Ökosystemen und reduziert langfristig den Bedarf an menschlichen Eingriffen, was zu einer höheren Kosteneffizienz führen kann.
Die Rolle von Schlüsselarten unterscheidet sich ebenfalls. Während im klassischen Naturschutz der Schutz bedrohter Arten oft im Vordergrund steht, setzt Rewilding auf die Wiederansiedlung von Schlüsselarten wie großen Pflanzenfressern und Raubtieren als „Ökosystemarchitekten“. Diese Arten sollen natürliche Prozesse und Landschaftsstrukturen wiederherstellen und tragen so zur Wiederherstellung wichtiger ökologischer Funktionen bei.
Im Umgang mit menschlichen Einflüssen versucht der klassische Naturschutz oft, diese zu minimieren oder zu steuern. Rewilding hingegen akzeptiert dynamische Entwicklungen und unvorhersehbare Ergebnisse und zielt auf eine Koexistenz von Mensch und Wildnis ab. Dies spiegelt sich auch in den wirtschaftlichen Aspekten wider: Während der klassische Naturschutz wirtschaftliche Nutzung oft einschränkt oder ausschließt, integriert Rewilding diese und fördert naturbasierte Ökonomien. Dies kann neue Einkommensquellen durch naturbasierten Tourismus und andere nachhaltige Wirtschaftsformen schaffen und so das Potenzial für eine nachhaltige regionale Entwicklung erhöhen.

Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt in der Partizipation. Der klassische Naturschutz folgt oft einem Top-down-Ansatz mit begrenzter lokaler Beteiligung. Rewilding hingegen legt großen Wert auf die Einbindung und den Dialog mit lokalen Gemeinschaften und fördert partizipative Ansätze. Dies kann zu einer höheren Akzeptanz und Unterstützung für Naturschutzmaßnahmen führen.

Rewilding bietet zudem Vorteile im Bereich Klimaschutz und Resilienz. Durch die Wiederherstellung funktionsfähiger Ökosysteme kann mehr Kohlenstoff gespeichert werden als in geschädigten Systemen. Gleichzeitig erhöht es die Widerstandsfähigkeit von Landschaften gegenüber den Folgen des Klimawandels.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rewilding einen ganzheitlicheren, prozessorientierten Ansatz verfolgt, der natürlichen Dynamiken mehr Raum gibt und stärker auf die Integration von Mensch und Natur sowie wirtschaftliche Potenziale setzt als der klassische Naturschutz. Es bietet einen innovativen Weg, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte integriert und so neue Perspektiven für den Naturschutz eröffnet.
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